Das Pfahlbauhaus von Wangen

Das Pfahlbauhaus in Wangen

Wie alles begann 

Im Juni 2011 wurden die Pfahlbauten von Öhningen-Wangen in das UNESCO Welterbe aufgenommen. Damit wurden sie unter den besonderen Schutz der UNESCO gestellt und ihre Bedeutung hervorgehoben.

In der Bucht östlich von Wangen befinden sich ca. 30.000 bis 50.000 Pfähle auf etwa 26000 m² Siedlungsfläche. Davon wurden bisher rund 250 m² untersucht. Als der Wangener Bürger Kaspar Löhle 1854 die ersten Funde in der Bucht machte, war von der ehemaligen Kultur außer den Funden am Zürichsee  nichts bekannt. Nachdem Kaspar Löhle rund 20 Jahre in zahlreichen Grabungen umfangreiche Zeugnisse der Pfahlbaukultur zutage förderte, dauerte es rund 100 Jahre bis 1972 beim Bau einer Wasserleitung neue Funde zutage traten und wenig Später durch das Landesdenkmalamt die weitere Erforschung begann. Heute ist bekannt, dass in der Wangener Bucht an verschiedenen Stellen zu verschiedenen Zeiten mit Unterbrechungen Siedlungen vorhanden waren, deren Einflussbereich weit auf den Schiener Berg reichten. 

Mit der Ehre, in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen zu sein, entstand der Gedanke, das "versunkene Erbe sichtbar zu machen" und in unmittelbarer Nähe des Museums Fischerhaus und der Wangener Bucht, ein Pfahlhaus, ganz nach den Vorbildern der Jungsteinzeit, zu errichten. Der Verein Museum Fischerhaus träumte von einem Pfahlbauhaus in der zeitweise trocken liegenden Flachwasserzone nahe dem Museum Fischerhaus in Wangen. Doch dies ließ sich nicht einfach realisieren, da das Landratsamt Konstanz zuerst einen Bauantrag ablehnte. Es befürchtete durch die Errichtung des Pfahlbauhauses eine Verschlechterung des ökologischen Zustands der Flachwasserzone. Hilfe kam vom Petitionsausschuss der Landtages, der einen Kompromiss vermittelte. Das Haus durfte nun mit der Südseite auf der mittleren Hochwasserlinie stehen. Damit ist das Pfahlbauhaus das nach steinzeitlichen Vorbildern rekonstruiert wird, rund sieben Meter weiter als zunächst geplant nach oben Richtung Museum gerutscht. Außerdem ist es etwas geschrumpft: Waren zunächst fünf auf neun Meter geplant, hat es nun eine Grundfläche von fünf auf acht Meter bekommen. Es steht auf Pfählen aus Eiche, der Boden ist aus Eschen-Rundstämmen gelegt worden. Die Seitenwände zwischen den Balken sind mit Lehm und Haselnussgeflecht gefüllt, genau wie nach archäologischen Befunden.

Das Dach ist mit Reet gedeckt, wobei dies historisch nicht belegt werden kann. Eventuell nahm man vor rund 6000 Jahren auch Baumrinde oder gespaltene Holzplättchen. Das wurde mit dem Landesdenkmalamt in Gaienhofen abgestimmt. Gefertigt wurde das Haus vom Archäologen Christian Maise in Laufenburg. 

Pfahlbauhaus in Wangen - Baubeschreibung
 
Jungsteinzeitliche (neolithische) Häuser am Bodensee sind zweischiffig, d.h. First- und Seitenpfetten werden jeweils von einer Pfostenreihe getragen und sie haben mitten im Raum eine Reihe Firstpfosten. Der Eingang liegt daher auf einer Seite des Mittelpfostens. 

Der Boden (mit den darauf sitzenden Wänden) und das Dach sind unabhängig voneinander konstruiert, wie das unten gezeigte Beispiel eines Hornstaader Hauses zeigt. Die Dachlast wird von anderen Pfosten getragen (gelb) als Boden und Wände (rot). Die dachtragenden Pfosten stehen frei vor der Wand. Diese jungsteinzeitlichen Konstruktionsprinzipien sollen auch in Wangen angewandt werden.
Die Konstruktion besteht aus Rundholz. Verwendet werden Esche, Erle, Eiche und anderes Laubholz. Die verwendeten Stärken richten sich nach der Belastung uns liegen zwischen 16 - 19 cm für tragende Pfosten und 4 - 6 cm beim Bodenbelag. Aufgrund der Begehbarkeit des Hauses durch Besucher mussten diese Originalmasse erhöht werden. Beim Bau des Hauses werden sämtliche Konstruktionen und Holzverbindungen nach neolithischem Vorbild gestaltet, aber mit modernen Holzbauschrauben gesichert. Alle Holzverbindungen- und enden werden von Hand behauen, und die Holzstärken richten sich nach den originalen Befunden, können z.T. aus Stabilitätsgründen minimal stärker sein. 

Der Boden ruht auf 6 Unterzügen, quer zum First, die von je 3 Pfosten getragen werden. Darauf liegt firstparallel eine Lage Rundhölzer in Abständen von 40 - 60 cm, darüber der eigentliche Boden. Auf diesem Boden sitzt die nicht-tragende Aussenwand. Sie besteht aus Weidenflechtwerk und Lehm. 

Das Dach hat zum See hin einen Vollwalm und endet zum Land hin als Satteldach. Die Fusspfetten udn die Firstpfette werden jeweils durch Pfostenreihen getragen. Die Sparren sind mit 12 - 16 cm vergleichsweise schwach, liegen dafür aber in Abständen von ca. 50 cm. Die Dachlatten aus ca. 6 cm straken Stangen liegen in Abständen von 30 cm. Durch die zahlreichen Kreuzungspunkte, die jeweils mit einer Weidenschlinge und einer Schraube gesichert werden, wirkt das Dach wie ein umgestülpter Korb, der das Haus zusammenhält. 

Die bewährte Dachneigung bei Schilfdächern ist 3:2, d.h. auf 2 m Breite steigen sie 3 Meter in die Höhe. Die Schilfdachdeckung wird traditionell mit Stöcken aufgebunden, die Bindungen bestehen dabei aus 4 mm starker Schnur, nicht aus Draht.

Text: Chr. Maise, Laufenburg
Der Aufbau

Öffnungszeiten

Mo - Di
Geschlossen
Mi - So
-
An Feiertagen ist das Museum von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet

Das Tragen einer Maske erfolgt auf freiwilliger, eigener Entscheidung.

Seeweg 1 - D 78337 Öhningen-Wangen 


Für Sonderöffnungen und Führungen nehmen Sie bitte über info@museum-fischerhaus.de Kontakt auf.                                                                          

Eintrittspreise:
Erwachsene: € 2,50
Jugendliche bis 16 Jahre: € 1,00
KInder bis 6 Jahre frei

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